1776 – Der Alte Fritz war König von Preußen, Amerika erklärte seine Unabhängigkeit, Goethe schrieb Briefe an Charlotte von Stein, und unser Ururururururgroßvater gründete eine Branntweinbrennerei in Kirspel Waldniel.
Johann Michael Hartges gründete die Brennerei zunächst als Nebenbetrieb der vorhandenen Landwirtschaft. Somit konnte er durch die Alkoholherstellung Ernteüberschüsse verwerten, gebrannt wurde hauptsächlich in den Wintermonaten, wenn die Arbeit auf dem Feld getan war. Die Branntweinerzeugung spielte in der Gründerzeit zunächst eine untergeordnete Rolle, wuchs aber nach und nach zu einem gleichberechtigten Teil des Unternehmens heran. Der in der Brennerei hergestellte Korn wurde über die Grenzen Waldniels bekannt. In Korbflaschen gefüllt, lieferten Pferdekutschen den guten Schnaps in die benachbarten Ortschaften.
Die kleine Kornbrennerei trotzte den Irrungen und Wirrungen der Zeit …
Im 1. Weltkrieg wurde die kupferne Destillationsanlage beschlagnahmt und demontiert. Während des 2. Weltkrieges zerstörte ein abstürzendes Flugzeug der Alliierten das Wohnhaus und Teile der Firmengebäude. Es gab einen Toten und viele Verletzte und natürlich jede Menge wieder aufzubauen. Nach dem Krieg erlebte auch die Kornbrennerei ein kleines Wirtschaftswunder, die Firma bekam eine neue, große Destillationsanlage, es wurden Auslieferungsfahrzeuge gekauft, neue Schnäpse kreiert, Stuffkamp, Anisette, Persiko.
… sie waren in aller Munde.
Aber leider geht’s nach einem Hoch auch immer wieder runter, der Schnapskonsum in Deutschland ging drastisch zurück. Vorbei die Zeiten der sonntäglichen Frühschoppen und des legendären Herrengedecks. Schnaps gab es jetzt in jedem Supermarkt zu kaufen und billiger war er auch noch. Zu dieser Zeit übernahmen wir die Brennerei, wir kämpften mit Globalisierung, Discounterpreisen, Kneipensterben und der Abschaffung des Branntweinmonopols. Korn und Liköre aus Deutschland waren sooo uncool, getrunken wurde lieber Internationales, Grappa, Cacacha, Rum …
2014 – wurde unserer Brennerei ein ´neues Herz` eingesetzt, eine kupferne Brennblase, mit der nun auch Obst und Kräuter destilliert werden können. Mit dieser kleinen Anlage sind wir in der Lage kleine, feine Chargen zu brennen. Das Augenmerk liegt nicht auf Masse, sondern auf Qualität. Wir legen großen Wert auf Nachhaltigkeit; so stammen auch heute ein Großteil unserer Rohstoffe aus regionalem Anbau.